Der Weg zu Gott

Mein junges Ich

Wie ich dir ja schon in meinem ersten Beitrag angedeutet habe, war ich nicht immer auf dem richtigen Weg. Ich hatte damals schwierige Zeiten und mir war alles egal. Mit 16 Jahren bekam ich dann die die Quittung für das Leben in einer Alkohol- und Nikotinwolke. Mir fehlte der Sinn des Lebens. Diesen fand ich unter unglücklichen Umständen.

 

Das Sitzenbleiben

 

Jahrelang lebte ich ein Leben in Saus und Braus und meine Eltern wussten nicht mehr, was sie tun sollten. Ich hörte weder auf sie noch auf meine Lehrer. Mit 16 Jahren, in der 9. Klasse, bliebt ich sitzen. Ich bekam also die Quittung für das ungesunde Leben, das ich führte. Sogar das war mir egal. Schließlich hatte ich es selbst provoziert und legte es darauf an. Dann wurde es Realität und ich sollte die 9. Klasse wiederholen. Dies hieß für mich nicht nur neue Lehrer, sondern auch eine neue Klasse. Ich vermisste meine Freunde in den ersten Wochen so sehr, dass ich die Pausen mit ihnen verbrachte. Immerhin gingen wir noch auf dieselbe Schule. Wir trafen uns hinter der Turnhalle zum Rauchen und früh morgens schwänzten wir die Religionsstunde, um an Emmas Ecke ein Bier zu ergattern.

 

Religion und ich

 

Mir war Religion schon immer egal. Schon in der Grundschule scherzte ich herum und malte im Religionsunterricht das Rote Meer rot an. Meine Lehrerin gab mir darauf zu verstehen, dass mit Gott nicht gespielt werde. Ich verstand nicht, was sie damit meinte. Heute weiß ich, was sie mir damals sagen wollte. Doch bis dahin brauchte es seine Zeit.

 

Zurück zu mir in der 9. Klasse, die ich wiederholte. Die ersten Wochen verbrachte ich also wie gewohnt auf dem Schulhof mit meinen Freunden und dachte gar nicht daran, etwas an meinem Leben zu ändern. Meine Eltern und die Lehrer waren wie im Jahr zuvor besorgt und erklärten mir, dass ich so niemals einen guten Job finden würde. Mir waren ihre Worte egal und ich wollte einfach nur mein Leben leben, wie ich es wollte. Das Wichtigste für mich war der Spaß mit meinen Freunden.

 

Wie sich alles änderte

 

Meine Einstellung sollte sich nach einem Klassenausflug ändern. Nur sechs Wochen mit meiner neuen Klasse ging es auf eine Klassenfahrt, die sogenannten Kennenlerntage, in ein Kloster. Ich hielt dies für einen guten Anlass, um meine Klassenkameraden besser kennenzulernen und ich spornte sie schon im Bus an, uns abends Alkohol zu besorgen. Schließlich war ich mit 16 Jahre der Älteste unter uns und konnte uns mit meinem Ausweis ein paar Flaschen Bier besorgen. Außerdem dachte ich, hiermit bei meinen Klassenkameraden zu punkten.

 

Ich mache es kurz. Denn das, was an diesem Tag passierte, war nicht schön. Wir gingen mit einer kleinen Gruppe zum Kiosk und ich besorgte uns den Alkohol. Dort trafen wir zwei 18-Jährige, die uns zudem hochprozentigen Alkohol kauften. Wir setzten uns in der Nähe des Klosters und begannen zu trinken. Die zwei 18-Jährigen kamen wenig später hinzu. Sie hatten eine große grüne Kühlbox dabei, die mit hochprozentigem Alkohol gefüllt war. Ich werde diese Kühlbox nicht mehr vergessen. Wenn ich an diesen Tag zurückdenke, muss ich an die zwei Jungen und die Kühlbox denken.

Ich werde nicht vergessen, wie dieses Mädchen aus meiner Klasse, Nora, spät abends kreidebleich wurde. Sie hatte, wie viele von uns, viel aus der Kühlbox getrunken. Niemand dachte sich etwas dabei. Auch nicht, als wir nachts in die Herberge zurückgingen. Am nächsten Morgen war Nora nicht in ihrem Zimmer. Sie wurde mit nur 15 Jahren mit einer Alkoholvergiftung aufgefunden. Zum Glück hatte man sie direkt ins Krankenhaus gebracht. Auch wenn sie keinen physischen Schaden davongetragen hat, hat sich in mir in dieser Nacht etwas geändert.

Obwohl inzwischen Jahre vergangen sind, verbinde ich immer noch etwas negatives mit Kühlboxen. Neulich habe ich mich hier ein paar Kühlboxen angeschaut und dann auch eine auf Amazon gekauft – allerdings musste ich mehrfach an diese Story denken…

 

Was ich daraus lernte

 

In den folgenden Tagen im Kloster wurden Gruppenarbeiten rund um Alkohol- und Drogenmissbrauch geführt. Wir wurden von unseren Lehrern auf jeden Schritt beschattet und durften das Gelände nicht verlassen. An einem Tag wurde es mir zu viel und ich schnappte mir eine Schachtel Zigaretten und verschwand hinter der Kapelle. Nach kurzer Zeit hörte ich Schritte und warf die Zigarette schnell weg. Zu spät. Einer der Mönche hatte mich bereits gesehen. Anstatt mich zu verurteilen, fragte er mich, ob ich mit ihm ein paar Schritte gehen würde. Diese Schritte änderten mein Leben. Ich öffnete ihm mein Herz und sagte ihm, dass ich mich schuldig fühlte wegen dem, was Nora passiert war. Er erzählte mir von Gott und der Vergebung und erklärte mir, warum er sich damals entschieden hatte, Mönch zu werden.

 

Wir trafen uns öfters in diesen Tagen und während der ganzen letzten Jahre habe ich zu ihm den Kontakt gehalten. Ohne ihn wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin.

 

Nach der Rückkehr von der Klassenfahrt begann ich zu lernen und kehrte dem Alkohol, den Zigaretten und den Partys den Rücken. Ich verdanke es also einem Freund und der Liebe Gottes, dass ich den richtigen Weg fand.

 

Ein Leben in der Gemeinde

Teamwork

Mein Leben in der Gemeinde besteht nicht nur aus dem Glauben und den Gottesdiensten. Es besteht aus vielem mehr. Wir bilden Jugendgruppen und treffen uns regelmäßig zum Austausch. In unserem Jugendheim haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich täglich bei einem Snack und einer Limo auszutauschen, am Billard- und Kickertisch zu spielen oder sich in der Sitzecke niederzulassen. Die Jugendleiter bieten ihnen zudem wöchentliche Spiel- und Redeabende, an denen über bestimmte Themen in einem kleinen Kreis gesprochen wird. Doch nicht nur wöchentliche Treffen organisieren wir. Wir sind auch quer im Land und anderen Ländern unterwegs und treffen uns mit anderen Gemeinden und Organisationen zu gemeinsamen Glaubenstreffen. Über dies und mehr möchte ich dir im Nachfolgenden erzählen.

 

Jugendgruppen

 

In unserer Gemeinde besteht für jeden Jugendlichen ab 13 Jahren die Chance, einer Jugendgruppe beizutreten. Diese werden aus Freundeskreisen gebildet und von zwei Gruppenleitern angeleitet. Die Gruppenleiter organisieren für die wöchentlichen Treffen Spiele, Ausflüge und Themennachmittage. Für die Jugendlichen ist dies eine gute Abwechslung zu ihrem Schulalltag.

 

Spendenprojekte

 

Unsere Jugendlichen sammeln nicht nur in den Gottesdiensten Spenden. Sie basteln, schneidern und werden auch in den Haushalten der Gemeinde aktiv. Eine Gruppe zum Beispiel mäht regelmäßig den Rasen der Gärten oder hilft bei anderen Gartenarbeiten. Andere Gruppen helfen beim Einkauf oder im Haushalt. Eine Mädchengruppe hat sich dazu bereit erklärt, auf die Kinder berufstätiger und alleinstehender Mütter aufzupassen. So können die Mütter ein paar Stunden etwas für sich tun und entspannen, während die Kindern in guten Händen aufgehoben sind.

 

Unsere Bio-Projekte

 

Viele unserer kleinen Projekte gründen auf den Ideen unserer Jugendlichen, die sich für Umwelt und Nachhaltigkeit interessieren. Schnell entstand die Interessensgruppe „Bio“. Im Rahmen unserer Bio-Projekte wurde ein ganz besonderes Projekt gegründet. Es dreht sich um Rasierer bzw. Rasiercreme. Eine Gruppe von 16-jährigen Mädchen wurde hier aufmerksam, als es darum ging, sich ohne künstliche Inhaltsstoffe Beine und Achseln zu rasieren. Sie recherchierten und kamen auf die Idee, die Creme für Rasierer selbst herzustellen. Die Creme sollte nicht nur schonend für den weiblichen Körper, sondern auch für den Rasierer sein. Mit Olivenöl, Shea Butter und Kokosöl wurde eine tolle Creme gezaubert, die die Mädchen begeisterten und die sie nun an die Frauen im Ort verteilen. Ziel ist es, diese Creme auch online auf Portalen wie diesem hier bekannter zu machen.

 

Zeltlager

 

Wcharacter-1205015_1920ie jedes Jahr geht es auch in diesem Jahr im Juli für eine Woche ins Grüne. Die Jugendgruppen werden mit ihren Fahrrädern eine Strecke von etwa 60 km zurücklegen und dann an ihr Ziel kommen. Dort erwarten sie bereits die Gruppen- und Zeltlagerleiter. Die Jugendlichen haben Gelegenheit, sich in ihren Zelt niederzulassen und abends beginnt das Programm mit einem festlichen Lagerfeuer. Die 130 Jugendlichen aus der Gemeinde, die dieses Jahr das Zeltlager mitgestalten, sprechen schon seit Wochen über nichts anderes und löchern mich mit ihren Fragen.

 

 

Weltjugendtag

 

Am 26. Juli beginnen die Weltjugendtage in Krakau. Ich habe das große Vergnügen, die Reise mit den Jugendlichen in meiner Gemeinde zu planen. Papst Franziskus lädt hierzu ein, ganz unter dem Leitwort: „Selig, die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7).

 

Es werden über 1 Million junge Menschen aus aller Welt erwartet und es ist für jeden christlichen Jugendlichen das Event des Jahres! Ich erinnere mich an meinen ersten WJT in Madrid vor fünf Jahren. Es war ein heißer Tag und wir hatten eine Menge Spaß. Noch nie habe ich so viele Menschen auf einem Ort getroffen, die alle zufrieden und glücklich waren. Es gab niemanden, der sich über sein Leid beschwert hat. Es war, als hätten wir alle unsere Probleme für diesen Tag vergessen.

 

Auch in diesem Jahr findet das Treffen wieder statt und ich freue mich, Teil dieser Bewegung zu sein. In Gottesdiensten, Konzerten und Katechesen werden wir gemeinsam den Glauben teilen und feiern. Dabei sein können alle zwischen 16 bis 30 Jahren. Mehr Infos zu diesem tollen Ereignis erhältst du auch unter http://wjt.de.